Sportfotograf Martin Bissig: «Für mich ist es ähnlich anstrengend, wie für die Athleten»
Als Action- und Mountainbike-Fotografe begleitet Martin Bissig Athletinnen und Athleten auf ihren Abenteuern in abgelegene Winkel der Welt. An der Photo Münsingen zeigt er Ausschnitte aus den Serien «Facing K2» (Pakistan), «Chasing Trails» (Iran) und «Nekor – A Pilgrim Ride» (Tibet). Im Interview spricht Bissig über seine Arbeitsweise, Vorbereitungen und Ausrüstung.
Martin Bissig, du begleitest Athletinnen und Athleten auf ihren Abenteuern. Wie bereitest du dich auf einen solchen Einsatz vor?
Man muss unterscheiden zwischen materieller und körperlicher Vorbereitung. Bezüglich des Materials ist es wichtig, dass ich von Anfang an weiss, auf was ich stossen werde, wie es vor Ort aussieht und welche Möglichkeiten ich habe. Oft gibt es zum Beispiel während Tagen keine Möglichkeit, um Akkus zu laden. Also muss ich sicherstellen, dass ich in dieser Zeit autonom arbeiten kann. Das heisst: genug Speicherkarten und Akkus dabei haben, die Möglichkeit haben, ein Backup zu machen und so weiter. Dann arbeite ich immer mit zwei Kameras, falls eine ausfällt. Weiter wichtig sind Funkgeräte, um mit den Athleten zu sprechen, oder eine Drohne. Oft ist es schwierig, unterwegs so etwas zu besorgen.
Wie sieht die körperliche Vorbereitung aus?
Ich bin viel unterwegs vor der Expedition. Ich trainiere zwar nicht speziell, aber ich probiere, das ganze Jahr durch eine gute körperliche Fitness zu haben. Denn für mich ist es körperlich ähnlich anstrengend, wie für die Athleten. Wenn es in die Höhe geht, habe ich mich vorher auch schon in einem Höhenzelt zu Hause akklimatisiert. Ich bereite mich gut vor, denn: Wenn während einer Expedition eine Athletin oder ein Athlet ausfällt, dann ist das ein Teil der Geschichte. Wenn ich hingegen ausfalle, gibt es keine Bilder. Und das kann ich mir nicht leisten.
Mit welcher Kamera-Ausrüstung arbeitest du?
Ich arbeite seit drei Jahren komplett spiegellos mit dem System von Canon – vor allem wegen Grösse und Gewicht, das ist für mich sehr relevant. Ich arbeite immer mit zwei Kameras gleichzeitig. Auf einer habe ich ein 15mm-Weitwinkel-Objektiv, auf der andern ein Superzoom, aktuell ein 24–240mm. Für mich ist wichtig, dass ich den gesamten Brennweitenbereich abdecken kann und die Objektive nicht wechseln muss. Die Kameras habe ich an einem Hüftgurt, so bin ich jederzeit parat.
Wer sind die Auftraggeber für diese Bilder, wie ist deine Arbeit finanziert?
Man muss da unterscheiden: auf der einen Seite sind die Expeditionen. Mit diesen verdiene ich nicht genug, um davon meine Leben in der Schweiz bestreiten zu können. Obwohl die Geschichten jeweils in fünfzehn bis zwanzig Ländern publiziert werden und auch von Sponsoren finanziert sind. Auf der anderen Seite mache ich sehr viele kommerzielle Arbeiten, hier in der Schweiz und im angrenzenden Ausland. Für Bikehersteller, Rucksackproduzenten, Feriendestinationen und so weiter. So verdiene ich mein Geld.
Die Expeditionen die ich mache werden finanziert durch Sponsoren, die dann auch einen Teil der Bilder erhalten. Oder durch Athleten, die das wiederum durch Sponsoren gedeckt haben. Zum Teil auch von Tourismusdestinationen, bei denen wir eingeladen sind. Und einen kleinen Kickback erhalte ich dann auch von den Magazinen, in denen wir publizieren.
Wie arbeitest du vor Ort: Bist du stiller Beobachter, oder arrangierst du Sachen?
Bei einer Expedition probiere ich, so real und authentisch wie möglich zu sein. Ich arrangiere nichts, ich stelle nichts, sondern das meiste, was passiert, passiert genau so. Das heisst, ich bin wirklich Beobachter. Es gibt natürlich Szenen, die wir actionmässig zwei, dreimal fahren, damit es cool aussieht, aber ich würde nicht irgendetwas arrangieren, was nicht der Wirklichkeit entspricht.
Was gehört alles zu deiner Arbeit vor Ort?
Bei einer Expedition wie jener in Pakistan ist das ein ganz grosser Bereich, den ich in Form einer One-Man-Show abdecke: ich habe gefilmt, fotografiert, bin Drohne geflogen, habe den Ton gemacht. Ich habe den Film auch geschnitten und Bilder an die Magazine vertrieben. Vor Ort ist es so, dass mein Arbeitstag am Morgen früh beim Aufstehen losgeht und nach einem harten Tag mit Interviews der Fahrer aufhört.
Hast du einen Tipp für Fotografierende, die in die Extremsport- und Actionfotografie einsteigen möchten?
Da gibt es eigentlich nur eines: Rausgehen, machen, Spass haben mit dem was man gerne macht. Der kommerzielle Erfolg, der kommt nachher meistens von allein. Wobei man schon sagen muss: es ist ein hartes Pflaster, es gibt viele bestehende und gute Fotografen draussen, die bereits einen Namen haben. Für den Einstieg schlage ich vor, sich mit einem Athleten oder einer Athletin zusammen zu tun. Oder im kommerziellen Bereich sich an Hersteller von Outdoor-Equipment zu wenden. Es gibt immer wieder coole, junge Brands, die auch nach coolen jungen Fotografinnen und Fotografen Ausschau halten.
Zur Ausstellung von Martin Bissig…
Zum Vortrag von Martin Bissig…
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